Tarlant La Vigne d’Antan 2004

Tarlant La Vigne d’Antan 2004 a legend is born

Wenn ich je eine Vorstellung davon hatte, wie der grösste aller Schaumweine schmecken sollte, so ist selbst diese Erinnerung an der Realität zerschellt. Denn das ist so etwas wie das dramatische Ende einer langen Suche, die mir nie bewusster war als jetzt, am Ende dieser Reise.

Das klingt furchtbar pathetisch, ich weiss. Aber wie soll ich darauf reagieren? Vielleicht kann mir jemand helfen, der schon einmal vom Blitz getroffen wurde. Wie erklärt man das? „Ah, so fühlt sich das an! So habe ich mir das vorgestellt“?

Ich bin mir sicher, dass das nicht jeder so empfindet wie ich. Dafür ist dieser 04er le Vigne d’Antan zu fordernd, zu trocken, zu brutal in seiner absoluten Kompromisslosigkeit. Der erste Kontakt mit ihm ist ein Schock. Er fährt einem in die Knochen, friert das Mark ein und lässt nur sehr, sehr langsam wieder los. Im Stehen daran zu nippen, ist lebensgefährlich. Was für eine Spannung, Tiefe, Brillanz, Komplexität, alles ist hier an der Grenze des Möglichen, und doch gibt es von nichts zu viel, die Balance macht einen völlig fassungslos angesichts dieses Schauspiels, das einem geboten wird.

Nachdem ich irgendwann wieder Luft schnappen konnte, und die Erinnerung an meinen Vornamen, meine Heimatadresse und wenigstens ein paar Einzelheiten aus meiner Vergangenheit wiederkam, hab ich es gewagt, den Wein mehrfach am Abend neben dem überragenden 04er Clos du Mesnil zu trinken. Der, bekanntlich sehr gross ist. Fürchterlich gross. Aber keine Chance hat, gegen diese Endgültigkeit.

Paar Facts und VKN

La Vigne d’Antan ist ein reiner Chardonnay, der von über 50 Jahre alten Reben stammt, die in einer besonderen Einzellage wurzeln. Das Besondere an dieser Parzelle »Les Sables« ist, dass der Boden so karg und sandig ist, dass sich die Reblaus hier nicht vermehren kann. Die Reben sind daher wurzelecht. Die Bepflanzung ist mit 10.000 Stöcken pro Hektar sehr dicht. Der Grundwein wird im Holz vergoren und ausgebaut, der 2004er reift dann über 15 Jahre auf der Hefe, bevor er degorgiert wird. Keine Dosage, komplett trocken, was den klaren und ungeschminkten Terroircharakter hervorhebt.

Sehr feine Nase, die von einer erhabenen Frische geprägt ist. Enormer mineralisch-steiniger Schleier von Kreidestaub, dann gewachste Zitronenschale, geröstete Mandeln und rauchige Elemente. Mandarine und etwas helle Exotik dahinter, mit einem Hauch von Passionsfrucht. Alles umrahmt von dezenter Hefewürze und Brioche. Das ist schon tiefgründig und komplex, erinnert in der Nase fast an Puligny-Montrachet, wirkt aber total klar und ich hätte ihn deutlich jünger geschätzt. Am Gaumen eine unglaubliche Pikanz von Zitrusfrüchten und Gewürzen, durchzogen von einer straffen Säure und einer fast extremen mineralischen Schärfe. Der Grundwein hat keinen Malo gemacht, deshalb haben wir hier auch diese aufregende Frische. Das ist ein dichtes und irgendwie auch konzentriertes, aber dennoch feines Meisterwerk. Nicht im Sinne von fett, sondern einfach so konzentriert und puristisch, mit präziser Zitrusfrucht und salziger Mineralität. Schier endloser Nachhall mit grosser Länge und fester Textur. Ein wirklich grosser Terroir-Champagner, ich bin begeistert!