Die Champagner Perlen, die (noch) nicht jeder kennt?
Meine Damen und Herren, es ist an der Zeit, dass wir die Champagnergläser erheben – und zwar nicht mit dem immer gleichen Standard-Bling aus den grossen Handelsregalen. Nein, heute widmen wir uns den wahren Perlen der Champagne, den Winzer-Champagnern. Und keine Sorge, das bedeutet nicht, dass wir hier auf Qualität verzichten müssen – ganz im Gegenteil. Vielmehr geht es darum, Champagner von seiner authentischsten, aufregendsten Seite kennenzulernen. Winzer-Champagner ist nicht nur «einfacher» Genuss, sondern auch eine flüssige Liebeserklärung an Terroir, Handwerk und der Individualität.
Wir fragen uns: Warum sollten wir uns auf Winzer-Champagner einlassen, wo es doch die grossen Namen wie Moët & Chandon, Veuve Clicquot oder Dom Pérignon gibt? Die Antwort: Weil Winzer-Champagner im Vergleich dazu so etwas wie der kleine, charmante Geheimtipp eines Michelin-Kochs ist: Viel weniger Marketing, dafür viel mehr Geschmack.
Grosse Handelsmarken vs. Winzer-Champagner – David gegen Goliath
Fangen wir mit den grossen Marken an. Klar, sie haben ihren Reiz: ein Gefühl von Glamour, Prestige und es gibt dir vermeintliche Sicherheit. Denn jeder kennt sie. Jedem ist klar, wenn du eine Flasche Dom kredenzt, dann hat die was gekostet. Eine unausgesprochene Erklärung liegt in der Luft. «I know, that you know, what I know» oder so. Man hat die Kronjuwelen auf den Tisch gelegt und jeder weiss, was sie wert sind.
Aber machen wir uns nichts vor – in vielen Fällen trinkt man mehr das Marketing als den Champagner. Die grossen Häuser kaufen ihre Trauben oft von hunderten verschiedenen Zulieferern, blenden sie zusammen und streben dabei stets Konsistenz an. Das Ergebnis? Ein solider, aber uniformer Geschmack. Und seien wir nochmals ehrlich: Wirklich schmecken diese Basis Champanger selten. Und ich kann das vollkommen verstehen, denn ich mochte früher kaum Champagner trinken. Es hat mich nie bewegt un d ich fand das immer furchtbar teuer für das was geboten wird. Das blieb so, bis ich die Champagner der Winzer entdeckte.
Winzer-Champagner sind nämlich das Gegenteil: Hier gibt es keine Massenproduktion, sondern feinfühlige Handarbeit. Winzer arbeiten in den eigenen Weinbergen und legen Wert darauf, das Terroir – also die Besonderheiten von Boden, Klima und Lage – in den Flaschen erlebbar zu machen. Jeder Schluck erzählt hier eine Geschichte, die nicht in PowerPoint-Präsentationen steckt, sondern in der Erde, den Reben und eben in den Händen dieser Winzer.
Warum ist Winzer-Champagner etwas besonderes?
Die kleinen Produzenten setzen auf Qualität statt Quantität – das zeigt sich unter anderem auf folgenden drei Ebenen:
- Das Terroir im Fokus:
Winzer arbeiten oft biodynamisch oder zumindest nachhaltig und bewirtschaften ihre Weinberge mit der Präzision eines Uhrmachers. Jede Parzelle hat ihre Eigenheiten, und die kommen im Champagner zum Ausdruck: Kreidige Böden, frische Säuren oder reife, nussige Noten. Das ist kein Einheitsbrei, sondern gibt echte Charakterköpfe. - Spontane Gärung und Minimalismus im Keller:
Viele Winzer setzen auf wilde Hefen, also jene, die natürlich auf den Trauben vorkommen, anstatt industriell gezüchteter Varianten. Warum? Weil diese Hefen die Persönlichkeit des Weins betonen. Auch die Dosage, also die Zuckermenge, die am Ende zugegeben wird, ist oft minimal – schliesslich soll der Stil des Weines erhalten bleiben und so wird hier nur das nötigste an der Versanddosage hinzugegeben. - Individualität statt Masse:
Jede Flasche ist eine Liebeserklärung an die Details. Während grosse Marken oft Jahr für Jahr dieselben Aromen garantieren, nimmt der Winzer bewusst Unterschiede in Kauf: Der Champagner eines Jahres schmeckt nie gleich wie der des nächsten. Und genau das macht es spannend.
Die Protagonisten: Egly-Ouriet und Larmandier-Bernier
Nun, da wir ein wenig den Mund wässrig gemacht haben, kommen wir zu den eigentlichen Stars unseres Plädoyers. Zwei Maisons, welche wir aus unserem Fundus ausgesucht haben, hervorzuheben, weil sie, und da sins wir uns wohl alle einig, zu der absoluten Spitze der Winzer-Szene in der Champagne gehören: Egly-Ouriet und Larmandier-Bernier. Zwei Namen, die Kennern das Herz höherschlagen lassen, während sie bei Champagner-Neulingen für Stirnrunzeln sorgen könnten. „Egly-was?“ – Doch keine Sorge, das ändert wir gleich.
Egly-Ouriet: Die Rockstars der Pinot Noir-Welt
Francis Egly führt dieses Familienweingut in Ambonnay, einem der besten Pinot-Noir-Terroirs der Champagne. Aber was macht Egly-Ouriet so besonders? Die Antwort liegt buchstäblich im Boden: Kreide, Ton und Kalk sorgen dafür, dass die Pinot-Noir-Trauben hier eine unglaubliche Eleganz entwickeln. Egly-Ouriet setzt auf alte Reben, geringe Erträge und biodynamische Methoden.
Ein Schluck ihres „Grand Cru Brut Tradition“ ist wie eine Reise durch die Landschaft von Ambonnay: Rote Beeren, ein Hauch von Brioche und eine salzige Mineralität, die man nie vergisst. Der „Blanc de Noirs Vieilles Vignes“? Ein Gedicht! Komplex, strukturiert und so langanhaltend, dass man fast glaubt, man hätte Champagner gekaut.
Aber die wohl am meist unterschätzte Cuvée von Egly ist der Grand Cru Extra Brut V.P. äusserst ausgewogen, beweist Egly-Ouriet erneut seine Qualiät und Händchen im Keller und Weinberg. Dort arbeitet er minimalistisch: keine Schönung, keine Filtration, langes Hefelager. Das Resultat? Champagner, der nicht nur perlt, sondern förmlich explodiert. Wer glaubt, dass Pinot Noir langweilig ist, sollte hier unbedingt einen Schluck wagen.
Larmandier-Bernier: Purismus in Perfektion
Larmandier-Bernier aus Vertus hat sich ganz dem Chardonnay verschrieben – und wie! Das Weingut arbeitet auch biodynamisch und lässt somit den Weinbergen die Freiheit, ihre Persönlichkeit zu zeigen. Die Philosophie ist klar: Weniger ist mehr. Weniger Intervention, weniger Dosage, mehr Terroir.
Ihr „Longitude“ ist ein Blanc de Blancs, der die mineralische Präzision der Kreideböden des Côte des Blancs perfekt einfängt. Der „Latitude“ hingegen zeigt eine weichere, rundere Seite – beide jedoch mit einer Eleganz, die an Ballett erinnert und wunderbare Terroir- Expressionen sind. Dabei muss man wissen, dass diese beiden Cuvées die „einfache“ Basis bilden. Ein wahnsinns Einstieg ist das!
Aber auch der Rosé de Saignée kann sich mehr als nur sehen lassen und bringt schon fast eine neue Rosé-Dimension zum Vorschein. Zu 90% Pinot Noir, und zusätzlich 10% Pinot Gris, bringen die nötige Quintesenz für diesen einzigartigen Rosé zum Vorschein.
Die Speerspitzen von Larmandier-Bernier sind jedoch die beiden Champagner Viel Vignes de Levant und Les Chemins d’Avize. Ersterer besteht aus 50 bis 80 Jahre alten Rebstöcken und lag neun Jahre auf der Feinhefe! Der andere stammt von über 60 Jahre alten Reben, auf einem Terroir, wo der Kalk an die Oberfläche kommt, weitere sechs Jahre auf der Feinhefe, natürliche Hefen, und ein Jahr vor der Freigabe von Hand degorgiert, sind dies zwei Ausnahmeweine der Sonderklasse!
Was Larmandier-Bernier aber besonders auszeichnet, ist ihre Geduld: Die Champagner reifen allesamt mehrere Jahre auf der Hefe, bevor sie degorgiert werden. Das Ergebnis sind Weinw, welche gleichzeitig fein und kräftig, frisch und komplex sind – wahre Meditationsgetränke!
Was den Unterschied im Geschmack ausmacht
Zusammengefasst kann man also sagen, dass man bei den grossen Häusern oft dasselbe Erlebnis geboten bekommt: ein angenehmes Prickeln, etwas Frucht, etwas Brioche, und das war’s. Bei Egly-Ouriet und Larmandier-Bernier hingegen gibt es Dimensionen zu entdecken, die man bei handelsüblichem Champagner praktisch nie findet:
Egly-Ouriet: Dichte, Intensität, fast schon eine Umami-Note. Der Champagner hat Textur und Tiefe, die einem Pinot Noir-Liebhaber Freudentränen in die Augen treiben.
Larmandier-Bernier: Eine Ästhetik der Reinheit. Die Chardonnay-Trauben tanzen auf der Zunge mit einer Präzision, die fast chirurgisch ist. Die Mineralität ist nicht nur schmeckbar, sondern geradezu fühlbar.
Warum wir Winzer-Champagner mehr Aufmerksamkeit schenken sollten
Natürlich, die Weine dieser beiden Häuser sind nicht billig. Aber wenn man bedenkt, wie viel Arbeit und Leidenschaft in jeder Flasche steckt, sind sie jeden Rappen wert. Und ehrlich gesagt, bekommt man hier verdammt viel Wein für sein Geld! Anstatt beim nächsten besonderen Anlass blind zur grossen Marke zu greifen, lohnt es sich, die Welt der Winzer zu entdecken. Du bist dir noch nicht sicher?
- Persönlichkeit: Man schmeckt den Unterschied zwischen dem kalkigen Boden von Vertus und der roten Erde von Ambonnay.
- Nachhaltigkeit: Kleine Winzer setzen oft auf umweltschonende Praktiken, während grosse Marken mehr auf Effizienz und Masse fokussiert sind.
- Exklusivität: Winzer-Champagner ist kein Massenprodukt – wer ihn serviert, zeigt Stil und ein absoluter Kennerblick.
Warum du heute noch Egly-Ouriet und Larmandier-Bernier probieren solltest
Lasse dich nicht länger von blinkenden Etiketten und schicken Namen blenden, denn Winzer-Champagner dind die wahren Star der Champagne. Egly-Ouriet und Larmandier-Bernier sind nur zwei Beispiele von vielen, aber sie stehen stellvertretend für das, was diese Kategorie so spannend macht: Charakter, Tiefe und Authentizität. Aber auch die anderen 28 Winzer, welche wir hier im Shop führen, bieten ein hervorragendes Preis/Genussverhältnis, welche zum grossen Teil auch unter 50 Franken zu haben sind.
Also, worauf wartest du noch? Öffne die Tür zu einer neuen Champagnerwelt – deine Papillen werden es dir danken. Und wer weiss, vielleicht bist du bald derjenige, der bei der nächsten Party sagt: „Moët? Nett. Aber hast du schon mal Egly-Ouriet probiert?“ Das Lächeln, das darauf folgt, ist unbezahlbar – genau wie der Champagner selbst. Santé!