25% weniger Produktion, 20% mehr Nachfrage #WTF

Die News aus der Champagne sind grundsätzlich positiv, was die Qualität anbelangt. Die steigt Jahr für Jahr, oder bleibt zumindest gleich. So viel, so gut. Was mir fast schon Angst macht, sind die in den letzten zwei Jahren rapide gestiegenen Preise.

Was ist passiert?

Die Dynamik am Champagner Markt hat in den letzten Jahren enorm an Tempo gewonnen. Bei den bekannten Winzer-Champagnern, welche ein gewisses Renommee haben und zur Spitze der Champagne gehören, haben sich die Preise jeweils jährlich zwischen 15% bis 30% erhöht. Darunter gehören Brands, welche hier bei mir erhältlich sind, namentlich Larmandier-Bernier, Roger Coulon und Egly-Ouriet u.v.a .

Woran liegt das? Das sind einerseits Marken, die in der Vergangenheit stets wahnsinnig gute Qualität geliefert haben – zu einem Preis, der sie die grossen Markenchampagner enorm out-performen lässt. Man bedenke, dass es einen Larmandier Bernier vor zwei Jahren noch für unter 48.- Franken zu kaufen gab. Ein unglaublich guter Wert im Vergleich zu den grossen Marken. Oder ein Terre de Vertus 2010 vom selben Haus für 60.- Egly Ouriet Tradition gab es noch für 60 Franken!

Und heute? Sie alle mögen sich noch an meinen letzten Newsletter erinnern. Dem können Sie jetzt nachweinen, denn wir alle haben es verpasst, uns den Keller voll zu legen (inklusive meiner Wenigkeit). Denn heute müssen wir für dieselben Weine im Schnitt 30% mehr, manchmal sogar 50% mehr bezahlen als noch vor zwei Jahren.

Ein Beispiel gefällig?

Roger Coulon, Réserve de l’Homme
2019 : 41.-
2022 : 69.-

Larmandier-Bernier, Terre de Vertus
2019 : 60.-
2022 : 89.-
and so on….

Warum schreibe ich das?

Meiner Meinung nach gibt es zwei Gründe, warum der Markt so spielt, wie er das im Moment tut: Zu aller erst ist da die Qualität, welche im Gegensatz zu den grossen Marken-Champagner wie Krug, Dom Perignon, Grand-Siecle, Salon, allesamt mindestens so gut ist wie die seit Jahren doppelt so teuren Weine, welche ich im Angebot habe, bei nicht minder schlechter Qualität. Das Bedürfnis der «Kleinen», hier etwas aufzuholen ist verständlich – und berechtigt.

Dann ist da die Nachfrage, welche in den letzten fünf Jahren enorm gestiegen ist: Champagner ist wieder «en vogue». In der Krise hält man sich offenbar gerne wieder am Guten fest – viel anderes verweigert einem ja den Halt – auch das (leider) ein alter Hut.

Dom Perignon renato marques unsplash 920x609 1Dann war und ist da noch die Pandemie. Die Vereinigung in der Champagne; Das «Comité Interprofessionnel du Vin de Champagne» (kurz CIVC)  ist der Wirtschaftsverband, der die Interessen der unabhängigen Champagner Produzenten (Vignerons) und Champagner-Häuser darstellt.

Ihr Auftrag ist es, Champagner in einem breiten Rezeptionsbereich zu fördern. Dies beinhaltet die wirtschaftliche, technische und ökologische Entwicklung, sowie kontinuierliche Verbesserung der Qualität. Im Managementbereich ist dies Marketing und Kommunikation und die Förderung und der Schutz des Status einer Appellation d’Origine Protegée auf der ganzen Welt.

Ja, und was machen die? Das CIVC hat zu Beginn der Pandemie zum Schutz der Champagner-Häuser (nicht etwa der Winzer), beschlossen den Ertrag auf den Felder um 25% zu reduzieren. Dies führte logischerweise zum Aufschrei mancher Weinbauern, denn die Einnahmen brachen entsprechend um 25% ein. Dies aber hatte zur Folge, dass die Preise am Markt trotz der geringeren Nachfrage stabil blieben und jetzt, mit der steigenden Nachfrage am Markt, förmlich explodieren. Und dafür muss man kein Mathe-Genie sein, denn 25% weniger Ertrag, bei steigender Nachfrage – e voila!

les empreintes 2012

Das wiederum führt zu den Preisen, welche wir heute haben. Leider ist das, im Gegensatz zu früher, nicht mehr ganz so spassig. Und jeder von Ihnen wird jetzt sagen: «hätte ich doch mehr gekauft». Da geht es Ihnen nicht anders als mir.

Ich fürchte aber, dass das so schnell kein Ende nehmen wird. Die Spitze der Vignerons, welch Sie hier erhalten, hat einen berechtigen Anspruch was die Qualität entspricht. Es ist der gerechtfertigte Lohn, der intensiven Bemühungen der letzten Jahrzehnte, dass Beste vom Besten zu produzieren, gepaart mit der erhöhten, weltweit gestiegenen Nachfrage.

Es ist vermutlich wie beim Bitcoin. Wir alle dachten schon bei 1’000.-, dass er zu teuer sei. Und Sie wissen nun, wie wir uns alle geirrt haben. Und wenn wir bedenken, wie klein das Anbaugebiet der Champagne ist, und gleichzeitig wie gross die Nachfrage, werden wir wohl alle in den sauren Apfel beissen müssen. Ich werde das tun und ich werde meinen Privatkeller entsprechend aufstocken. Denn eines ist klar, günstiger wird es wohl kaum je wieder werden.

Sie werden hier weiterhin ein Angebot auf absolutem Top-Niveau bekommen. Dies wird sich auch in Zukunft nicht ändern. Wie Sie damit umgehen, ist Ihnen überlassen. Ich hoffe aber inständig, dass Prosecco keine Alternative wird. Denn damit würden Sie sich selbst nicht gerecht werden.

Fakt ist, die hier gebotenen Winzer-Champagner gehören international zu dem meist beachteten und gesuchten Brands. Nichts desto trotz, gibt es auch hier stabile und gute Werte. Dazu gehören die Weine von Bonnaire, Petit&Bajan, Laherte-Fréres, Dosnon und Rodez, genau so, wie Jacquesson, Clouet. Pertois-Moriset, Paul Bara und Tarlant. Der interessierte Leser wird auch hier noch das eine oder andere, spannende Haus finden, ohne dass ich hier alle aufzähle.

Ich bedanke mich für Ihre Zeit und freue mich weiterhin, die Freude an diesem absolut grossartigen Getränk gemeinsam mit Ihnen zu teilen. Lassen wir uns den Spass nicht verderben!

24.01.2022 Nachtrag: Hier noch ein Artikel im Spiegel.de über dasselbe Thema

Ihr Philipp Uehlinger

25% weniger Produktion, 20% mehr Nachfrage #WTF

Die News aus der Champagne sind grundsätzlich positiv, was die Qualität anbelangt. Die steigt Jahr für Jahr, oder bleibt zumindest gleich. So viel, so gut. Was mir fast schon Angst macht, sind die in den letzten zwei Jahren rapide gestiegenen Preise.

Was ist passiert?

Die Dynamik am Champagner Markt hat in den letzten Jahren enorm an Tempo gewonnen. Bei den bekannten Winzer-Champagnern, welche ein gewisses Renommee haben und zur Spitze der Champagne gehören, haben sich die Preise jeweils jährlich zwischen 15% bis 30% erhöht. Darunter gehören Brands, welche hier bei mir erhältlich sind, namentlich Larmandier-Bernier, Roger Coulon und Egly-Ouriet u.v.a .

Woran liegt das? Das sind einerseits Marken, die in der Vergangenheit stets wahnsinnig gute Qualität geliefert haben – zu einem Preis, der sie die grossen Markenchampagner enorm out-performen lässt. Man bedenke, dass es einen Larmandier Bernier vor zwei Jahren noch für unter 48.- Franken zu kaufen gab. Ein unglaublich guter Wert im Vergleich zu den grossen Marken. Oder ein Terre de Vertus 2010 vom selben Haus für 60.- Egly Ouriet Tradition gab es noch für 60 Franken!

Und heute? Sie alle mögen sich noch an meinen letzten Newsletter erinnern. Dem können Sie jetzt nachweinen, denn wir alle haben es verpasst, uns den Keller voll zu legen (inklusive meiner Wenigkeit). Denn heute müssen wir für dieselben Weine im Schnitt 30% mehr, manchmal sogar 50% mehr bezahlen als noch vor zwei Jahren.

Ein Beispiel gefällig?

Roger Coulon, Réserve de l’Homme
2019 : 41.-
2022 : 69.-

Larmandier-Bernier, Terre de Vertus
2019 : 60.-
2022 : 89.-
and so on….

Warum schreibe ich das?

Meiner Meinung nach gibt es zwei Gründe, warum der Markt so spielt, wie er das im Moment tut: Zu aller erst ist da die Qualität, welche im Gegensatz zu den grossen Marken-Champagner wie Krug, Dom Perignon, Grand-Siecle, Salon, allesamt mindestens so gut ist wie die seit Jahren doppelt so teuren Weine, welche ich im Angebot habe, bei nicht minder schlechter Qualität. Das Bedürfnis der «Kleinen», hier etwas aufzuholen ist verständlich – und berechtigt.

Dann ist da die Nachfrage, welche in den letzten fünf Jahren enorm gestiegen ist: Champagner ist wieder «en vogue». In der Krise hält man sich offenbar gerne wieder am Guten fest – viel anderes verweigert einem ja den Halt – auch das (leider) ein alter Hut.

Dom Perignon renato marques unsplash 920x609 1Dann war und ist da noch die Pandemie. Die Vereinigung in der Champagne; Das «Comité Interprofessionnel du Vin de Champagne» (kurz CIVC)  ist der Wirtschaftsverband, der die Interessen der unabhängigen Champagner Produzenten (Vignerons) und Champagner-Häuser darstellt.

Ihr Auftrag ist es, Champagner in einem breiten Rezeptionsbereich zu fördern. Dies beinhaltet die wirtschaftliche, technische und ökologische Entwicklung, sowie kontinuierliche Verbesserung der Qualität. Im Managementbereich ist dies Marketing und Kommunikation und die Förderung und der Schutz des Status einer Appellation d’Origine Protegée auf der ganzen Welt.

Ja, und was machen die? Das CIVC hat zu Beginn der Pandemie zum Schutz der Champagner-Häuser (nicht etwa der Winzer), beschlossen den Ertrag auf den Felder um 50% zu reduzieren. Dies führte logischerweise zum Aufschrei mancher Weinbauern, denn die Einnahmen brachen entsprechend um 50% ein. Dies aber hatte zur Folge, dass die Preise am Markt trotz der geringeren Nachfrage stabil blieben und jetzt, mit der steigenden Nachfrage am Markt, förmlich explodieren. Und dafür muss man kein Mathe-Genie sein, denn 50% weniger Ertrag, bei steigender Nachfrage – e voila!

les empreintes 2012

Das wiederum führt zu den Preisen, welche wir heute haben. Leider ist das, im Gegensatz zu früher, nicht mehr ganz so spassig. Und jeder von Ihnen wird jetzt sagen: «hätte ich doch mehr gekauft». Da geht es Ihnen nicht anders als mir.

Ich fürchte aber, dass das so schnell kein Ende nehmen wird. Die Spitze der Vignerons, welch Sie hier erhalten, hat einen berechtigen Anspruch was die Qualität entspricht. Es ist der gerechtfertigte Lohn, der intensiven Bemühungen der letzten Jahrzehnte, dass Beste vom Besten zu produzieren, gepaart mit der erhöhten, weltweit gestiegenen Nachfrage.

Es ist vermutlich wie beim Bitcoin. Wir alle dachten schon bei 1’000.-, dass er zu teuer sei. Und Sie wissen nun, wie wir uns alle geirrt haben. Und wenn wir bedenken, wie klein das Anbaugebiet der Champagne ist, und gleichzeitig wie gross die Nachfrage, werden wir wohl alle in den sauren Apfel beissen müssen. Ich werde das tun und ich werde meinen Privatkeller entsprechend aufstocken. Denn eines ist klar, günstiger wird es wohl kaum je wieder werden.

Sie werden hier weiterhin ein Angebot auf absolutem Top-Niveau bekommen. Dies wird sich auch in Zukunft nicht ändern. Wie Sie damit umgehen, ist Ihnen überlassen. Ich hoffe aber inständig, dass Prosecco keine Alternative wird. Denn damit würden Sie sich selbst nicht gerecht werden.

Fakt ist, die hier gebotenen Winzer-Champagner gehören international zu dem meist beachteten und gesuchten Brands. Nichts desto trotz, gibt es auch hier stabile und gute Werte. Dazu gehören die Weine von Bonnaire, Petit&Bajan, Laherte-Fréres, Dosnon und Rodez, genau so, wie Jacquesson, Clouet. Pertois-Moriset, Paul Bara und Tarlant. Der interessierte Leser wird auch hier noch das eine oder andere, spannende Haus finden, ohne dass ich hier alle aufzähle.

Ich bedanke mich für Ihre Zeit und freue mich weiterhin, die Freude an diesem absolut grossartigen Getränk gemeinsam mit Ihnen zu teilen. Lassen wir uns den Spass nicht verderben!

24.01.2022 Nachtrag: Hier noch ein Artikel im Spiegel.de über dasselbe Thema

Ihr Philipp Uehlinger

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